„In Gesellschaft verschiedener Personen, reise ich ankommende Woche ins Seebad nach Wangerooge. Sollte noch ein oder anderer Theil daran nehmen und Mitreisen wollen. Belieben mich zeitig davon zu benachrichtigen. Die Abfahrt von hier sowohl als von Friederickensiel besorge ich, und fürs Unterkommen und Bewirthen der Badegäste sie wird der Vogt Herr Ammann die Besorgung übernehmen. Auch sind bey Herr J. D. Große noch einige Exemplar von Nutzen des Seebadens zu 3 stbr. den Armen zum Besten zu haben. Caspar Jäger.“
Diese Anzeige in den „Jeverischen wöchentlichen Anzeigen und Nachrichten“ vom 11. Juli 1803 zeigt auf, daß der Seebadegedanke nach der Gründung der ersten deutschen Seebäder auch in entlegenen Gegenden Fuß zu fassen begann. Neben Lichtenbergs Aufsatz waren weitere wichtige Schriften veröffentlicht worden. Vogels „Über den Nutzen und Gebrauch der Seebäder“ (1794), Hufelands „Makrobiotik oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“ (1796) oder von Halems „Ueber die Seebade-Anstalt auf der Ostfriesischen Insel Norderney“ (1801) waren auch in Jever gelesen worden. Der dortige Arzt Dr. Gerhard Eyting hatte bald Gelegenheit, einem Patienten den Gebrauch eines Seebades dringend anzuraten.
Der Kaufmann Caspar Jäger machte sich am 3. August 1802, ausgerüstet mit den Empfehlungen seines Arztes und der kleinen Schrift von Halems, auf nach Wangerooge, der dem Jeverland vorgelagerten Insel, um das Seebad als letztes Mittel zu seiner Heilung zu nutzen. Am 20. August des Jahres kehrte er, geheilt und gestärkt durch 28 Bäder in der See, nach Jever zurück und begann bald mit der Niederschrift seiner Erfahrungen. Die Broschüre „Etwas über den Nutzen des Seebadens auf Wangeroge“ wurde per Anzeige vom 23. Mai 1803 der Öffentlichkeit übergeben, den „Kranken Armen zum Besten, um diesen einen frohen Pfingsten zu machen“.
Wie uns die obige Anzeige erzählt, war Jäger so von den Segnungen des Seebadens überzeugt worden, daß er bald darauf erneut eine Reise nach Wangerooge plante, nun schon in Gesellschaft anderer, die ihr Heil im Wasser des Meeres suchen wollten. Seine Mundpropaganda, neben der Anzeige d a s Werbemittel der Zeit, hatte offensichtlich Früchte getragen. Caspar Jäger ist somit als erster namentlich bekannter Badegast in die Annalen Wangerooges eingegangen. Beachtenswert ist ferner, mit welcher Ernsthaftigkeit hier noch allein der therapeutischen Segnungen des Badeaufenthalts Rechnung getragen wurde. Gerade auch der minderbemittelte oder arme Kranke sollte ihrer teilhaftig werden können. Caspar Jäger richtete seine Schrift nicht nur vornehmlich an den „Kranken Armen“, der Preis wurde zudem innerhalb kurzer Zeit von 6 auf 3 Stüber gesenkt, „den Armen zum Besten“, wie es schließlich nur noch hieß. Vom Baden als gesellschaftlichem Großereignis späterer Jahre war hier noch nichts zu bemerken.